DAS SCHLOSS RANTEN - EIN SCHÖNES, VERLORENES KULTURGUT

 

Der Elsenbacher Amthof Ranten im Spätmittelalter

Nachdem der alte Edelsitz Ranten im 12. Jahrhundert dem Pfarrer als Wohnhaus überlassenwerden war, errichtete das Kloster Elsenbach als Grundherrschaft von Ranten das Schloss als neuen Verwaltungssitz am Fuße des Kirchbichls gegenüber dem späteren Schulhaus. Dieses Schloss Ranten besteht nun schon lange nicht mehr; der Grund diente in jüngerer Zeit als Pferdeweide; lediglich an der Nordseite bestanden weiterhin Gebäudereste und zwar Stallungen mit Spuren einstiger Tor— und Fensteröffnungen sowie Kellerräume, wie Pfarrer Franz Hutter noch 1938 beschreiben konnte. Das Schulhaus wurde an der Stelle von zwei einstigen Meiereistallungen errichtet. Die Schlossmühle lag oberhalb des Gasthauses Hammerschmied. Im einstigen Schlossgebäude wohnte noch um 1885 Maria Klingsbiegl, denn das Gebäude diente schon lange Zeit als Armenhaus. 1861 bot Fürst Adolph Schwarzenberg vergebens der Gemeinde das „Mauergebäude samt der Ruine” für Schulzwecke an, Daraufhin ließ der Fürst den Dachstuhl abnehmen, Türen, Fensterstöcke und Parkettböden nach Murau schaffen - das Eisengut wurde mit 100 Gulden bewertet. Die Fensterstöcke aus Stein erwarb der Tamsweger Kaufmann Griebl für sein neues Haus. Den Rest kaufte der Gastwirt Hammerschmied, allerdings ohne Grundstücke, um 150 Gulden. Das Steinmaterial der Ruine diente zum Aufbau des Schulhauses und des abgebrannten Gehöftes vlg. Steiner. Seit 1864 verfiel das Schloss sehr rasch zur Ruine, soweit es noch bewohnbar war. Es diente zeitweise als Armenhaus und war zuletzt nur mehr vom Schloss-Franzl und der Schloss-Moitzi bewohnt; Maria Klingsbiegl zog am 2. Juni 1885 aus. Nach der Abbildung in Vischers Schlösserbuch von 1680/1681 erweist sich das Schloss als langgestrecktes Viereck, das aus unterschiedlichen Gebäudeteilen bestand; im Osten wurde das Viereck durch einen vermauerten Hofraum abgeschlossen. 244 An der Südwestecke des Schlosses ist am Kirch— weg ein dreigeschossiger Rundturm mit einem spitzen Kegeldach zu sehen; daran schließt sich das alte einstöckige Hauptgebäude mit je vier Fenstern im Süden und einem quer eingebauten Dachgeschoss. Ein ganz ähnlicher Bau mit zwei Fenstern an der Giebelseite schloss die Südfront im Osten ab. Dazwischen ist das „Neugebäude" eingebaut mit zwei Bogenhallen übereinander mit je sechs Steinsäulen, die mit Rundkapitellen und Vierecksockeln ausgestattet sind. Sie zieren die Südfront. An der Ostfront finden sich zwei breite Rundbögen und ein schlanker Rundturm in der Mitte. Ein Viereckturm in der nördlichen Umfassungsmauer flankierte vermutlich den Schlosseingang. Im östlichen Hofraum ist ein Wirtschaftsgebäude mit zwei Fensterreihen an der Giebelfront und ein gemauertes Erdgeschoss zu sehen, das fünf Fenster aufweist. Schloss Ranten wurde in seiner späteren Form von der Besitzerfamilie Egartner um 1600 erbaut und vom Freiherrn von Rechlingen um ein Stockwerk vergrößert, wie im Verkaufsurbar vom Jahr 1690 zu lesen ist.2 Noch um 1600 schloss ein zweiter Rundturm im Osten den einfachen Viereckbau ab, wie auf der Bleistiftskizze des Augustinermönches Johannes Clobbucciarich zu erkennen ist. Ein großer, eingeplankter Schlossgarten breitete sich gegen Süden aus. Die beiden Schlossstadel standen auf dem Platz des späteren Schulgebäudes. Das Schloss geht auf den spätmittelalterlichen Amthof des Benediktinerklosters Elsenbach zu— rück. Vor der Schenkung des Gutes Ranten durch Dietmar von Dornberg an das Kloster Elsenbach in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts bis 1532 war dieses Kloster Grundherr und das Schloss Verwaltungssitz für den Untertanenbesitz im Rantental, nachdem im Jahr 1155 Abt Ulrich von Elsenbach den Pfarrhof an den Pfarrer abgetreten hatte und dafür einen Platz zur Erbauung des Amtshauses erhielt. Die Herrschaft Ranten des Klosters Elsenbach umfasste 38 Bauerngüter und Grund Stücke und war mit 48 Pfund 44 Pfennig in der landschaftlichen Gültenverwaltung eingetragen. Am 13 August 1340 verlieh Abt Siegbrant von St. Veit an der Rott den Kindern des verstorbenen Otto von Ranten, nämlich den Frauen Perchta, Diemud, Chunigund und Offmey sowie allen deren Söhnen und Töchtern, nämlich den hoff ze Redenten in dem dorf gelegen. Da diese vier Töchter des Otto des Ratner als vrown (Frauen) angesprochen wurden, waren sie nicht minderfreie bäuerliche Untertanen, sondern entstammten einer kleinadeligen Familie. Wir dürfen annehmen, dass mit diesem Hof der Edelhof bzw. Amthof des Klosters St. Veit gemeint ist, an dessen Stelle später das Schloss erbaut wurde. Bereits 1346/1364 trug sich das Kloster Elsenbach mit dem Gedanken, das Gut Ranten — bonu in Radenten… ultra Turonem: die Güter jenseits der Tauern — an das alte Benediktinerkloster St. Peter in Salzburg zu verkaufen und begründete diese Absicht mit der großen Schuldenlast, die sich Elsenbach „durch die Wucherzinse bei den Juden und Christen" aufgelastet hatte, doch kam es nicht zum Verkauf. Pfleger (Verwalter) des Klosters Elsenbach in Ranten waren um 1155 Hermann und Leo de Rantingin.

Am 20. März 1442 verkaufte Jörg der Rantner seinen halben Teil am Rantnerhof und eine Hofstatt an den damaligen Landrichter zu Ranten Jakob Morel. Jörg Rantner war der Sohn des Erhard des Rantners der bereits verstorben war. Der Zins von diesem halben Hof war an den Abt zu St. Veit an der Rott zu entrichten. Die Hofstatt lag im Dorf Ranten und grenzte an die Straße. Das Besitzrecht wird als „Zinslehen im Land Steier" bezeichnet.  Nach Franz Hutter waren Hans und Georg Laun zum Hanstein von 1431 bis 1462 Pfleger des Elsenbacher Gutes Ranten und die Stifter des gotischen Marienaltares daselbst. Diese Familie Laun von Hanstein oder von Hanau besaß das Schloss Greißeneck bei Voitsberg. Ein Hans Laun zum Hanstein stiftete um 1446 ein gemaltes gotisches Fenster zu St. Leonhard bei Tamsweg, auf dem er als Ritter kniend mit seiner Ehefrau Helena von Stegberg und der zweiten Ehefrau Ameley von Rukendorff dargestellt ist. Er war 1431—1462 zugleich mit Georg Laun zum Hanstein Propsteiverwalter zu St. Peter in Salzburg und verwaltete seit 1416 die Grafschaft Schaumberg. Seine dritte Ehefrau war die Witwe des Hans Schüssler, Dorothea, blieb kinderlos und stiftete das Karmeliterkloster in Voitsberg. Auf dem Glasfenster in St. Leonhard ist auch das Wappen dieser Familie dargestellt: ein Schrägbalken mit Sparten, als Helmkleinod ein bärtiger Mann mit Spitzhut. Jörg Laun zum Hanstein war der letzte seines Geschlechtes.

Die Perner auf Ranten

Um 1500 finden wir die Familie Perner als Pfleger zu Ranten und damit als Inhaber des Elsenbacher Amthofes an der Stelle des späteren Schlosses Ranten. Ein Andre Perner wird im Urbar des Bischofs von Lavant vom Jahr 1480 als Besitzer eines Hauses, einer Hofstatt sowie mehrerer Grundstücke angeführt, von denen er einen jährlichen Grundzins zu leisten hatte. Ein Christof Perner wird als Besitznachfolger von drei Grundstücken nach der Witwe nach Mathe Freitag angeführt, für die er 1465 50 Pfennige Grundzins zahlte. Die Perner zu Ranten waren Truchsessen im Erzstift Salzburg. Am 17. Dezember 1513 erteilte der Bischof Leonhard Peuerl von Lavant einen Christoff Berner aus Ranten die Weihe der Tonsur. Am 15. November 1521 wird Anna, die Tochter des Mathes Wintergaßl zu Murau, als Ehefrau des Mathes Perner zu Ranten bezeichnet. Diese Familie Perner besaß in Ranten in den Jahren 1516/1518 mehrere Gehöfte, aus denen sich einige Jahrzehnte später Schloss und Schlossmeierei bilden sollten: 1516 besaß Mathes Perner laut Robotbuch der Herrschaft Murau den Rantenhof, den Amthof und das Ambroshaus, alle dem Kloster Elsenbach untertänig. Am 21. Juni 1532 verkaufte Abt Stefan eine Gült von 21 Pfund Pfennig aus dem Gut Ranten an Wilhelm von Mosheim und eine zu 2 Pfund 3 Schilling 26 Pfennig an Christof Perner und schließlich auch den Hauptbesitz um 334 Pfund 5 Schilling 7 Pfennig ebenfalls an den Mosheimer. Damit hatte Eisenbach keinen Besitz mehr in Ranten. Die Mosheimer waren von 1532 bis ca. 1550 Besitzer der Herrschaft Ranten. Nach Hutter nannten sich die Mosheimer nach dem Schloss Moosham im Lungau; im 15. Jahrhundertwaren sie Pfleger des Salzburger Erzbischofs auf Klauseck (Seetal) und Ramingstein sowie Berggewerken. Wilhelm vom Mosheim, der 1532 Ranten gekauft hatte und sich „von Ramingstein” nannte, war kaiserlicher und erzbischöflicher Rat, oberster Wald— und Bergmeister der innerösterreichischen Lande. 1532 gab er an, dass er im Herzogtum Steiermark keinen „Heimsitz" habe, sondern lediglich ein Haus in Murau; wohl aber besaß er in Obersteier eine Gült (Grundherrschaft) von immerhin 119 Pfund 4 Schilling 20 Pfennig. Der Amthof in Ranten war mit den Hofgründen nämlich losgelöst von der Gült und gehörte der Familie „Perner zu Ranten”.

 

Die Perner sind ebenfalls ein altes Salzburger Geschlecht, deren Stammwappen einen gestürzten Sparren in von Schwarz und Silber gespaltenen Feld in gewechselten Farben zeigt. Ein Tristam Ferner ist 1466 in Tamsweg nachweisbar. Eine Dorothea Perner in liegt mit ihrem Gemahl Andrä Heiß (gestorben 1508) in St. Martin im Lungau begraben. Im Jahr 1516 diente ein Matheus Ferner vorn Rantenhof, vorn Amthof und vom Ambroshaus zur Herrschaft Elsenbach. Der Rantenhof ist das später zum Draschl in Freiberg gehörige Schüttergut, das noch im Maria-Theresianischen Kataster von 1753 als „Pernerhof” bezeichnet wird (laut Hutter). In diesem Bauernhaus ist in der nördlichen Mauer ein spitzbogiger gotischer Türeingang aus Stein zu erkennen. Den Amthof nutzten die Perner in ihrer Funktion als Pfleger des Klosters Elsenbach im Rantental. Aus dem Leibsteuerregister des Jahres 1527 erfahren Wir, dass Matthias Ferner zu Ranten eine Tochter Margret, zwei Dienstknechte, drei Dienstdirnen und einen Halterbuben hatte. Insgesamt zahlte er für neun Personen eine Leibsteuer in der Höhe von 1 Ib d. Die drei im kaufrechtlichen Besitz der Perner befindlichen Untertanengüter erwarb im Jahr 1532 Christof Perner, während die restlichen elsenbachischen Untertanen an die Mosheimer verkauft wurden. Ansässig waren die Perner am alten Amthof, von dem sie nach wie vor gleich dem Kloster Elsenbach an die Herrschaft Murau als Vogteiherrschaft über geistliche Besitzungen die Vogtabgabe zu entrichten hatten. Im Urbar der Herrschaft Murau von 1574, als dieser Amthof schon lange nicht mehr dem Kloster Elsenbach gehörte, ist diese „Vogtei zu Ranten von des Elsenbach Amt” verzeichnet: Perner zu Ranten gibt vom Hof 3 Mess Hafer, 3 Zechling Flachs, 3 Hühner.10 Christof Ferner war seit 1532 Eigentümer des Amthofes, des Pernerhofes und des Ambroshauses. Er war erzbischöflich—salzburgischer Rat sowie Kammerschreiber zu Salzburg; sein Bruder Veit Perner war Pfleger zu Baierdorf im Katschtal, ebenfalls ein erzbischöflicher Besitz. Die Brüder Christof und Veit Perner bauten den Rantner Amthof als ihren Heimsitz zu einem kleinen Schloss aus, das später als „Altschloss” bezeichnet wurde. Im Jahr 1542 schätzten die Brüder Christof und Veit Ferner ihren Heimsitz zu Ranten, der ihr freies Eigentum war und auf dem sie selbst mit „Rücken“ saßen, auf 300 Pfund Pfennig. Um 1552 erwarben die Perner vom Lavanter Bischof im Tauschwege eine Gült von 14 8 8 d Herrengült auf etlichen zu ihrem Heimsitz gehörigen Grundstücken. Die Ferner ersuchten um Befreiung dieser Gült von der Steuer, da sie diese zu ihrem adeligen Sitz benützten. Um 1560 verkauften die Perner ihr Gut zu Ranten bestehend aus dem Schloss, dem Pernerhof (Schütter) und dem Grubergut (Speck), nachdem Christof Perner das Schloss Rettenwörth im Pinzgau erworben hatte, von dem sie sich zuerst und dann später „von Lampoding“ nannten.

1552 tauschte Bischof Philipp von Lavant mit den Brüdern Christof und Veit Perner zu Ranten eine Herrengült von 14 8 8 d in Ranten gegen eine Gült in Kärnten. Die Perner hatten diese Gült zu ihrem Heimsitz in Ranten erworben.

 

Die älteste Ansicht von Ranten nach einer colorierten Zeichnung von Georg Matthäus Vischer, vermutlich aus dem Jahre 1668. Über dem Schloss steht die bereits umgebaute romanische Pfarrkirche mit dem noch gotischen 44 m hohen Kirchturm.

Die Egartner auf Ranten

Im Besitz des Schlosses und der Gült Ranten folgten die Egartner von 1560 bis 1650. Vermutlich stammt diese Familie aus Feldkirchen in Kärnten, denn im Schwarzenbergischen Archiv Murau ist zum Jahr 1528 eine Urkunde des Ruprecht Egartner, Bürger von Feldkirchen, erhalten. Laut Rauchfanggeldregister von 1572/1574 zahlte Hans Egartner von seinem Hof zu Ranten, darauf ich sicz und wohn, 30 Kreuzer Rauchfangsteuer und von der dazugehörigen Grueberhube 20 Kreuzer. H Hans Egartner war im Jahr 1562 auch Amtmann des Bischofs von Lavant für dessen Untertanenbesitz im Rantental. Die Familie Egartner wurde 1570 geadelt. Das Familienwappen ist so zu beschrieben: In den Feldern 1 und 4 silberne Schräglinksbalken mit roter Rose belegt und von zwei Rosen begleitet im ersten Feld, in Feld 2 und 3 schräg geviert, das obere und untere Dreieck rot mit zwei silbernen Balken, die seitlichen Dreiecke schwarz mit goldenem Löwenkopf. Gelegentlich ein goldener Herzschild mit schwarzem Doppeladler. Die Rantner Familie Egartner, die ebenfalls aus dem Lungau stammt, ist nicht mit jener in Albl ob St. Veit in der Gegend verwandt. Im Jahr 1550 war Hans Egartner im Lungau salzburgischer Oberbergrichter und Verweser zu Ramingstein gleich dem Wilhelm von Mosheim, von dem er offensichtlich die Gült Ranten — nicht das Schloss! — erkauft hat. Am 12. Juli 1577 gab Christof von Liechtenstein auf Murau dem Hans Egartner zu Ranten zu rechtem Kaufrecht und Leibgeding das Gruberangerl, das zuvor freies Eigentum war, das er jedoch um die Winklermühle am Ratschfeld eingetauscht hatte.Um 1580 war Hans Egartner auch salzburgischer Ammann zu Baierdorf im Katschtal und Besitzer des Hofmoargutes zu Schöder, das noch um 1750 „Egartnerhof” hieß. Auch hob er den Zehent des Lavanter Bischofs beim Gartlerhof ein. Hans Egartner war Schwager des Christoph von Kuenburg, der Pfleger in Moosham war. Margaretha Egartner war die zweite Ehefrau des Murauer  Gewerken Wolfgang Rauscher, dessen Sohn David Rauscher eine Salome Egartner ehelichte, die am 6. April 1619 in Murau starb und als Protestantin in ihrem Heimatort Ranten begraben wurde. Der damalige Rantner Pfarrer Engelmaier musste sich wegen des Begräbnisses dieser „Häretikerin“ verantworten. Auf der Ostseite des Kirchenfriedhofs von Ranten ist ein schmiedeeisernes Grabkreuz mit Renaissancemalerei erhalten geblieben, das u.a. die Auferstehung Christi, Engel mit den Leidenswerkzeugen und am Fuß die Wappen der Egartner und Rauscher — letzteres ein schräg geteilter Schild mit einem schreitenden Hirsch zeigt. Am 12. Dezember 1589 verkaufte Wilhelm von Windischgrätz, Herr auf Katsch, dem Hans Egartner zu Ranten drei Amtsuntertanen, die freies Eigen waren, sowie mehrere Lehensgüter des Bischofs von Freising.19 Im Jahr 1590 verkaufte Jakob von Windischgrätz an Hans Egartner zu Ranten drei Ämter, darunter auch das Amt Perchau.

Nach dem Tod des Hans Egartner wurden dessen Söhne Abraham und Hans mit den von ihrem Vater gekauften Untertanengütern seitens der Herrschaft Murau belehnt, von der diese Gehöfte zu Lehen waren. Ein Amt Hinteregg erwarb Hans Egartner am 11. November 1590 von den Erben nach Hans von Windischgrätz. Dieses Amt Hintergegg scheint auch im Steueranschlag des Gutes Ranten von ca. 1625 und im Teillibell nach dem verstorbenen Abraham Egartner von 1628 auf. Die Gült der Mosheimer, die 1532 den größten Teil des Elsenbacher Besitzes gekauft hatten, verkauften am 24. 4. 1594 Johann von Mosheimund seiner Frau Margaretha die von ihrem Vater Ehrenreich von Mosheim ererbte Gült in Obersteier in der Höhe von 73 H 3 8 19 d dem Hans Egartner zu Ranten.“ Damit war die jüngere Herrschaft Ranten weitgehend abgerundet. Im Jahr 1625 war Abraham Egartner bereits verstorben, denn am 7. August dieses Jahres wird seine Frau Sophia geb. Weidnerbereits als Witwe bezeichnet; an diesem Tag tauschte sie als Gerhabin (Vormund) ihrer Söhne Hans Adam, Abraham und Hans Jakob die Pucherhube in Hinteregg gegen ein anderes Gut oberhalb Winklern von Christoph Schmelzer auf Katsch ein. Im Jahr 1628 wurde der von Abraham Egartner hinterlassene Besitz zwischen seinen zwei Söhnen Hans Adam und Hans Jakob Egartner geteilt. Am 20. Jänner 1628 belehnte Veit Adam, Bischof von Freising, die Witwe Sophia Egartner geb. Weidner als Gerhabin ihrer drei Söhne Hans Adam, Abraham und Hans Jakob bzw. ihren Gewaltträger Wolfgang Reindl, Hammermeister in Pachem bei Oberwölz, mit denjenigen Lehen, die sie von Hans Heusl erkauft hatte. Noch im Vogteiregister der Landgerichtsherrschaft Murau von 1634 ist der bereits vor neun Jahren gestorbene Abraham Egartner eingetragen, weil er vom Gartlerhof sowie von dem einstigen Amthof, die ja einst geistlichen Grundherren gehört haben, deren Untertanen an die weltliche Schutzmacht, den Vogt, das Vogtrecht zu entrichten hatte. Hans Adam Egartner, seit 1628 Teilbesitzer von Schloss und Herrschaft Ranten, suchte seinen Besitz nach Möglichkeit zu vergrößern und erwarb beispielsweise vom Bischof zu Lavant den Zehent im Rantental und etliche Huben in Ranten und zahlte dafür am 5. Mai 1631 insgesamt 570 Gulden. Die Quittung über diese Summe wurde am 5. Mai 1631 in St. Andrä im Lavanttal, dem Sitz des Lavanter Bischofs, ausgestellt. 1594 verkaufte Johann von Mosheim zu St. Margarethen die von seinem Vater Ehrenreich von Mosheim ererbte Gült in Obersteier in der Höhe von 73 fl 3 13 19 d an den edlen und festen Hans Egartner zu Ranten. Zwei Anwesen in Ranten waren zum Spital in Tamsweg grunduntertänig; im Jahr 1609 verkaufte Matthias Rampolt, Benefiziat in diesem Spital, dem Abraham zu Ranten eine Gült von 10 Ib 2 8 d auf drei Huben in Obersteier. Die Familie Egartner auf Ranten vergrößerte zielstrebig ihren Untertanenbesitz durch den Kauf von Eigengütern und Lehen. Am 18. Juli 1601 belehnte Carl Freiherr von Teuffenbach namens seiner Gemahlin Anna geb. Neumann von Wasserleonburg die Brüder Abraham und Hans Egarmer mit dem Raminghof in Einach, den ihr Vater Hans Egartner von Andreas von Mosheim zu St. Margarethen im Lungau im Jahr 1594 gekauft hatte. Wenige Tage später, am 10. August 1601, wurden die zwei Egartner-Brüder abermals von Carl von Teuffenbach mit Beutellehengütern in der Umgebung von Stadl an der Mur aus dem früheren Besitz des Andreas von Mosheim belehnt. Hans Egartner war gleich seiner Familie überzeugter Protestant; er starb 1609 in Ranten und wurde im Seitenschiff der Kirche beigesetzt; dieser Teil der Kirche wurde noch im 20. Jahrhundert als die „lutherische Seite“ bezeichnet. Hans Egartner hinterließ drei Söhne: Abraham, Matthias und Hans. Von diesen verehelichte sich Abraham Egartner mit Sofie Weidner und wurde alleiniger Besitzer des Gutes Ranten, nachdem er 1615 auch die zwei Drittel ererbten Besitzanteile seiner zwei Brüder an sich gelöst hatte. Vom Tamsweger Pfarrer Matthias Rampold hatte er am 23. Juli 1609 drei Untertanen gekauft. Am 3. Jänner 1615 verkauften die Brüder Matthias und Hans Egartner zu Ranten nach dem Tod ihres Vaters Hans Egartner ihrem Bruder Abraham Egartner die zwei Drittel ihres väterlichen Erbteiles. Das restliche Drittel verkaufte Hans Egartner am 20. Juli 1615 seinem Bruder Abraham, nämlich untertänige Bauerngüter und sein Drittel am Gut Ranten. Im Jahr 1615 verkauften die Brüder Matthias und Hans Egariner zu Ranten nach dem Tod ihres Vaters Hans Egartner ihr Zweidrittel-Erbteil der Gült ihrem Bruder Abraham Egartner. Auch jene Lehen, die sie von der Herrschaft Murau von ihrem Vater geerbt hatten, „sandten” sie der Herrschaft Murau auf, gaben sie also an diese zurück, damit diese ihrem Bruder Abraham verliehen werden mögen; es waren vor allem untertänige Bauerngüter bei Stadl und Einach an der Mur.” Im Jahr 1613 wurde Abraham Egartner zu Ranten von Frau Anna von Teuffenbach auf Murau im Hofrecht zu Graz angeklagt; sie warf ihm vor, dass er auf ihrem Fischwasser gefischt und deshalb am 25. Dezember im Hofrecht verurteilt worden war; nun stellte er am 17. Mai 1613 in Graz einen Revers aus, mit dem er sich verpflichtete, sich im Fischwasser der Herrschaft Murau im Rantenbach kein Fischereirecht anzumaßen.

Auch Matthias Hans Egartner verkaufte, wie auch sein Bruder Hans Egartner im Jahr 1615 seinen Anteil an Schloss und Herrschaft Ranten an seinen Bruder Abraham.Abraham Egartner starb vor 1628 und hinterließ der Witwe und seinen zwei Söhnen eine Herrengült von 270 Ib 7 13 26 d. Der ältere Sohn Hans Adam erhielt als Besitzer der Herrschaft Ranten, der noch unmündige jüngere Sohn Hans Jakob eine Gült von 129 Ib 4 S 20 d. Das Teillibell (Teilurbar) nach dem verstorbenen Abraham Egartner wurde nach dem 6. Juli 1628 verfasst. Der jüngere Sohn Abrahams, Hans Jakob Egartner, war noch minderjährig, weshalb für ihn eine „Gerhabschaft” (Vormundschaft) bestellt wurde, der seine Mutter und Hans Christoff Putterer zum Aigen angehörten. Zu seinem Erbteil gehörten auch jene drei Untertanen, die sein Vater Abraham mit einem Gültwert von 10 Ib 4 G Herrengült von der Frühmessstift bzw. dem Pfarrer von Tamsweg gekauft und die er testamentarisch seinem jüngeren Sohn als freies Geschenk vermacht hatte: Andre Mayr in der Predlitz mit dem Schaflehen, Caspar im Bach am Rinegg mit seinem Gut und Mang Fritz auf der Eden ob Rottenmann. Die Gült des Hans Jakob machte 100 Ib 7 13 6 d Herrengült aus Im selben Jahr 1628 besaß Hans Adam Egartner auch die Mühle zu Ranten in Eigenbetrieb und verglich sich damals mit Nachbarn wegen des Wasserschlags. Aus diesem Anlass erfahren wir, dass er auch den Lavanter Zehent und Huben in Ranten gekauft hat. Am 5. Mai 1631 bestätigte Bischof Leonhard von Lavant, dass er die Kaufsumme von 570 H für den bischöflichen Zehent sowie für etliche Huben und Grundstücke zu Ranten, die er im Juni 1628 dem Johann Adam Egartner zu Ranten kaufweise verliehen hat, erhalten habe. Hans Adam Egartner verkauft im Jahr 1637 „um seiner besseren Wohlfahrt willen” seinen Anteil an der Herrschaft Ranten dem steirischen Landesverweser Hans Ferdinand Kuenburg (Khuenburg, Kienburg) zu Brunnsee und Kalsdorf. Graf Khuenburg wiederum verkaufte diese Rantner Gült am 1. Juni 1641 dem Hans Jakob Egartner, der schließlich den gesamten Grundherrschaftsbesitz der Herrschaft Ranten am 15. Juli 1651 an Johann Graff von Schernberg verkaufte. Möglicherweise übersiedelte Hans Adam Egartner nach Graz. Hans Jakob Egartner verkaufte 1640 dem landschaftlichen Mauteinnehmer Georg Edlinger zu Murau 26 Untertanen außerhalb von Ranten (darunter die Bauerngüter des Adam Elser und Leonhard Paunagl in der Perchau), seinem Vetter Wilhelm Monatschein in Ranten eine Gült und dem Pfandinhaber der Herrschaft Rothenfels Karl Jocher. Dieser Karl Jocher zu Hoch und Eggersberg scheint im Jahr 1619 als Gewerke des Eisenbergwerks im Lungau auf; in diesem Jahr hatte er von Erasm Waldner bei St. Ruprecht zu Weißpriach im Landgericht Mooshaim Lehen der Herrschaft Murau gekauft. Im Jahr 1650 oder kurz davor, so wird berichtet, hätten sich die zwei letzten leiblichen Brüder des Namens Egartner aus Misverstendnuss einer den anderen entleibt: einer dieser Brüder habe den anderen getötet, worauf sich der überlebende Schuldige mit der Flucht eillents auß dem Landt habe salvieren (retten) müssen, und dieser sei dem Vernehmen nach lutherisch geworden. Die hinterlassene Witwe habe sich später mit einem Mann namens Heisl verehelicht und sei mit diesem ihren Ehemann ebenfalls fortgezogen und zwar auch wegen ihres lutherischen Glaubens. Die Egartner hatten den Zehent des Bischofs von Lavant eingehoben, doch hatten die ausgewanderten Egartner die Zehentregister mit genommen. Deshalb wurden die Zehentbauern Lienhard am Kulm, Georg an der Tratten und Pirker zu Rottenmann befragt, doch erwiesen sich diese als unwissend. Haus und Stadel des Gartlerhofes seien damals bis auf den Grund niedergefault gewesen. Im Jahr 1651 übernahmen Ferdinand und Matthias Grössing die Einhebung des Zehents und den Gartlerhof auf „zwei Leiber”, also auf der beiden.

 

 

Das Rantental – Ausschnitt aus der Karte des Landesgerichtes Murau 1787

 

Die Grafen Khuenburg als Herren auf Ranten

Die Adelsfamilie der Khuenburg (auch Kuenburg oder Künburg oder Künegg) stammt aus Kärnten; die namengebende Stammburg Khünburg liegt im Bereich der Bezirkshauptmannschaft Hermagor und wird in einer Urkunde des Jahres 1189 erstmals genannt. Zu dieser Burgherrschaft gehörte auch das Gebiet von Egg mit einem eigenen Burgfried. Nach dieser Burg nannte sich das Ministerialengeschlecht „von Khuenburg“, die Dienstmannen der Grafen von Bogen waren. Ein Bero von Khuenburg ist im Jahr 1142 in einer Urkunde des Stiftes Viktring nachweisbar. Als im Jahr 1242 mit Graf Albert IV. von Bogen das Geschlecht ausstarb, kam die Burg in den Besitz der Bischöfe von Bamberg, die um Villach und Wolfsberg großen Besitz hatten. Der Bamberger Bischof verlieh daraufhin die Burg als Lehen den Khünburgern, Die Burg brannte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ab. Im Jahr 1606 löste der Bischof von Bamberg das Amt und den Burgfried Khünburg ab und ließ sie durch den Bambergischen Waldmeister im Kanaltal verwalten. Nach dem Brand der Burg bauten die Khünburger im Dorf Egg ihre vermutlich verfallene Burg Khünegg, die im Jahr 1480 der Belagerung durch die Türken erfolgreich Widerstand geleistet hatte, kleiner wieder auf und machten sie zu ihrem Familienschloss. 1681 wandelten die Khuenburger/Khünburger ihren Familienbesitz in ein Fideikommiss um. Im 16. Jahrhundertbetätigten sich die Khuenburger auch im Edelmetallbergbau, u. a. in der Nähe von Heiligenblut.

Johann Friedrich (oder Johann Ferdinand) von Khuenburg, Freiherr zu Kalsdorf, Brunnsee und Ranten, kaiserlicher Rat, Kämmerer, Landesverwalter in Steier, sandte an die Herrschaft Murau seinen Untertanen Jakob Resler im Wimml auf, den bereits der Vorbesitzer von Ranten, Hans Adam Egartner, an die Herrschaft Murau verpfändete hatte und der ihm nun als Eigentum überlassen wird. Hans Ferdinand von Khuenburg übernahm auch jene Lehen, die die Egartner von der Herrschaft Murau gehabt hatten. Am 1. Mai 1641 sandte jedoch der Freiherr Hans Ferdinand von Khuenburg dem Grafen Georg Ludwig zu Schwarzenberg auf Murau jene Lehen der Herrschaft Murau auf, die er von Hans Adam Egartner zu Ranten gekauft und die er nun seinem Bruder Hans Jakob Egartner zu Ranten weiterverkauft hatte.

  

 

Romanisches Eisentor von Schloss Ranten; unter dem Rost wurde angeblich die Jahreszahl 1180 entdeckt. Heute im Haus vlg. Stoana in Ranten. (Foto: R. Lick)

Die Schernberg auf Ranten

Schließlich verkaufte 1650 sein Vermögenskurator das „Gut Ranten” mit Gült sowie das Schloss Ranten um 24.000 Gulden an Hans Georg Graff von Schernberg. Der Kaufvertrag datiert vom 15. Juli 1651, laut welchem die Herrengült 153 Ib 4 B 3 d betrug, von denen allerdings nur 140 Pfund im Gültbuch beansagt waren. Der Verkauf der verschuldeten Herrschaft Ranten war von der Landesobrigkeit über verordnete Kuratoren bzw. Kommissäre abgewickelt worden, die das „Egartnerische Gut Ranten" an Johann Georg Graff von Schernberg verkauften. Mit dem Schloss wurden auch das Stallgebäude, die Rantenmühle und alle Fahrnisse verkauft. Hans Georg Graff von Schernberg auf Goldegg und Groppenstein war seit 1650/1651 Herr auf Ranten, aber auch von Thurnegg (bei Baierdorf) und besaß Schloss und Herrschaft Ranten. Er war zuvor fürstiich-salzburgischer Rat sowie erzbischöflicher Land- und Hauptmann zu Judenburg gewesen. „Graff“ ist übrigens Zuname und kein Adelstitel! Er entstammte dem salzburgischen Adelsgeschlecht „Graf", das um 1370 Schloss und Herrschaft Schernberg bei St. Johann im Pongau erworben hatte und von Kaiser Sigmund im Jahr 1417 eine Wappenbesserung erhielt. Graff von Schernberg besaß außer dem Lavanter Zehent beim Gartlerhof auch noch den Kulmhammer. 1651 übernahmen Ferdinand und Matthias Grössing, Bürger in Murau und Gültenbesitzer, den Zehent, den die Egartner gut 100 Jahre innegehabt haben, und auch den Gartlerhof auf „zwei Leiber", also auf zwei Erben bzw. Besitzer. Der Gartlerhof mit Haus und Stall war damals, wie es wörtlich heißt, bis zum Grund niedergefault. Die Grössing mussten sich verpichten, den Gartler- oder Zehenthof, den die Egartner verfallen lassen hatten, wieder aufzubauen. Wegen der großen damit verbundenen Kosten wurde den Grössing das Recht zugestanden, diese Einkünfte auch nach dem Absterben der zwei „Leiber” — gemeint sind Ferdinand Grössing und sein Sohn Matthias Ludwig — zu nutzen; da Matthias Ludwig verstorben war, ging dieses Recht auf dessen Sohn Josef Anton Grössing über. Johann Georg Craft von Schernberg erhielt auch jene Untertanengüter, die ein Lehen der Herrschaft Murau waren: Am 24. Mai 1654 belehnte Johann Adolf Craft zu Schwarzenberg als Herr auf Murau dem ]ohann Georg Graff von Schernberg, Herr auf Goldegg, Grappenstein, Ranten und Thurnegg, fürstlich Salzburgischer Rat und Hauptmann, diejenigen um Stadl und St. Lorenzen gelegenen Güter, die er nach dem Abzug des Hans Jakob Egarnter nach langwierigen Rechtsstreitigkeiten von den egartnerischen Erben und Kreditoren käuflich erworben hatte. Aber bereits am 27. März 1659 gab Bischof Maximilian Gandolph von Lavant Zehente und Güter, die zuvor im Besitz der Egartner auf Ranten gewesen waren und von diesen sehr verwahrlost worden waren, dem Murauer Bürger Ferdinand Grössing als Kaufrechtsbesitz, also nicht als Eigentum, sondern als Zinsgut wie ein bäuerliches, untertäniges Anwesen. Diese Besitzungen setzten sich wie folgt zusammen: Der Zehent bei und um Ranten, der dazugehörige Zehenthof am Pichl (Rantenbichl), drei Äcker unter dem Pichl beim Kirchsteig und an den Zuberhof sowie den Sitz Ranten (Schloss) angrenzend, weitere Grundstücke am Pichl, das Zehentmoos bei Rottenmarm, der Gartlerhof auf der anderen Seite des Rantenbaches, weitere einzelne Grundstücke sowie alle zum Gartlerhof gehörigen und in einem großen Stück beisammen gelegenen Grundstücke, die an Haus und Stadel, an den Getreidekasten, an die Freiung und den Graben und oben an den Steinfelsen grenzten, und schließlich erhielt der Grössing auch noch das Lacken— oder Gärblerhübl in Ranten.

Grössing musste sich verpflichten, den Gartlerhof wieder instand zu setzen. Graff Johann Georg von Schernberg stiftete 1657 den ]ohannesaltar in Krakaudorf, wie der auf diesem Altar angebrachten Inschrift und dem Wappen zu entnehmen ist. Er ist wohl auch der Erbauer des neuen Schlosses Ranten. Offensichtlich verschuldete er sich dabei, denn am 6. Juni 1668  verkaufte er „wegen Verschuldung" und nach bereits erfolgter Pfändung sein adeliges Gut Ranten mit Meierhof und den Welsch- und Streckhammer am Kulm mit der dazugehörigen Grundherrschaft mit einem Gültwert von 140 Pfund Pfennigen und allen Zugehörungen einschließlich der auf 2000 Gulden geschätzten Fahrnisse sowie auch den adeligen Sitz Thurnegg an den salzburgischen Rat und Hauptmann zu Fohnsdorf, Johann Paris Freiherrn von Rechlingen, um 21.200 Gulden. Im Kauf inbegriffen waren auch namentlich angeführte Fahrnisse, nämlich 4 lederne Tischsessel oder Scobellen, 2 Lehnsessel, 3 saubere und 3 schlechtere Lehnstühle, in jeder Stube ein sauberer Tisch, 26 neu beschlagene Fenster mit verzinnten Beschlägen und durchsichtigen Scheiben verglast, 20 kleine und große unbeschlagene Rahmen mit dabei liegenden überzinnten Beschlägen, das vorrätige Holz sowie die Holzkohle sowie alle Fahrnisse beim Kulmhammer einschließlich Blasbalg, Hammerzangen und dergleichen mehr. Johann Georg Graff von Schernberg bestätigte am 6. Juni 1668 in Radstadt den Empfang von 23.200 Gulden, die ihm Freiherr von Rechlingen für das Gut Ranten übergeben hatte. Mit dem ihm verbleibenden Rest soll Graff von Schernberg den salzburgischen Amthof zu Baierdorf ausgebaut haben, wo seine Familie bzw. Nachkommen in bescheidenen Verhältnissen bis zum Brand des Schlosses im Jahr 1724 verblieben, bis er dann in Schöder das „Schernberger—Haus'“ (HNr. 12, später Schneidermeister Steiner) erwarb. Dort starb als der letzte seines Geschlechtes am 8. Mai 1797 Andreas von Schernberg, lediger Tischlergeselle in Schöder, „gebürtig von adeliger Familie”, im Alter von 32 Jahren an der ungarischen Krankheit (Flecktyphus).

 

 

Schloss Ranten nach der Zeichnung von Ferdinand Runk um 1800. Am Bild sieht man gut die schöne romanische Westfassade mit 3 Türmen.

Johann Paris von Rechlingen als Herr auf Ranten

Am 6. Mai 1666 schlossen Johann Georg Graff von Schernberg und Johann Paris von Rechlingen die Kaufabrede betreffend Schloss und Herrschaft Ranten; am selben Tag wurde auch der Kaufvertrag aufgesetzt und unterfertigt. Johann Paris von Rechlingen besaß das Rentner Schloss 22 Jahre lang — von 1668 bis 1690 — und lebte auch hier. Er hatte seinen Kirchenstuhl beim Frauenaltar und zahlte für diesen „ganzen Stand" jährlich 2 Gulden Stuhlgeld. Im Schloss beschäftigte er einen eigenen Pfleger (Verwalter) namens Blasius Gonoz, dessen Tochter aus seiner Ehe mit Anna geb. Gabelkoven namens Maria Konstanzia den freisingischen Pfleger Max Willibald von Wurmb auf Rothenfels ehelichte. Von 1682 bis 1684 war Wolfgang Balthasar Neller Verwalter im Schloss Ranten. Freiherr von Rechlingen erwarb 1673 und 1675 einige Untertanengüter in Baierdorf dazu.“ Nach dem Tod des Johann Paris von Rechlingen beerbte ihn sein Sohn Johann Raimund. Am 21. September 1690 verkauften Johann Paris Freiherr von Rechlingen und sein Sohn Johann Raimund für sich und seine Geschwister um 30.000 Gulden das adelige Gut Ranten mit den dazugehörigen Untertanen sowie das „Stöckl" (Schlösschen) Thurnegg bei Baierdorf mit Tafernrecht und Mautmühle an den Fürsten Ferdinand von und zu Schwarzenberg. Dem Kaufvertrag beigelegt ist das Urbar über das Gut Ranten.“ Aus diesem Anlass wurde auch ein Urbar angefertigt, in dem sämtliche zur Herrschaft Ranten untertänige Liegenschaften mit ihren Zinsen verzeichnet wurden.“ In diesem Urbar finden sich auch einige Hinweise auf die Baugeschichte des Schlosses, denn es heißt dort, dass das Schloss von den Vorbesitzern Egartner erbaut und vom Herrn von Rechlingen mit einem neu aufgeführten ganzen Stock vergrößert worden sei. Auch die drei Meiereistadel und eine Malzdörre habe der Herr von Rechlingen errichten lassen. Zum Gut Ranten gehörten u. a. die ob Baierdorf hinter dem „Poster" gelegene Ameisalm mit dem Alpl Weißofen, das Stöckl Thurnegg in Baierdorf mit Tafernrecht und Mautmühle und mehrere Grundstücke.

 

 

Ausschnitt aus dem Verkaufsurbar der Adelsfamilie von Rechlingen an Fürst Ferdinand zu Schwarzenberg vom 21. September 1690 betreffend Schloss und Herrschaft Ranten

Schloss und Herrschaft Ranten im Besitz der Familie Schwarzenberg

 Am 21. September 1690 verkaufte Baron Johann von Rechlingen Schloss und Herrschaft Ranten (Landgut Ranten) mit 122 Ib 1 8 3 d Herrengült um 30.000 Gulden an Ferdinand Fürst Schwarzenberg. Dazu gehörten: die Meierschaft mit den Eigentumsgrundstücken und den nach Lavant dienstbaren Grundstücken, der Welsch— und Streckhammer an der Ranten, allgemein „Kulmhammer" genannt, das Stöckl Thurnegg in Baierdorf samt der Mautmühle, der kaiserliche Stadl, das kleine Alpl am Palz, der Stubenacker und das Kieblacker zu Baierdorf, die Schwaig in Purckhut und die Ameisalm nach Baierdorf dienstbar, der Grieserhof und das Kaisergut (mit Vogtei nach Murau). Die Adelsfamilie Schwarzenberg entstammt dem reichsritterlichen Geschlecht der Herren von Seinsheim, das 1155 mit Eispertus de Soovensheim erstmals urkundlich fassbar ist und das zu den ältesten Geschlechtern Frankens zählt.

Schwarzenbergischer Pfleger zu Ranten war u.a. Mathias Ernst Schwarzbauer. Der Pfleger Johann Paul Antavon verehelichte seine Tochter Johanna Franziska mit dem kaiserlichen Mauteinnehmer am Seebach, Johann Jakob Gruber von Grubenfels. An der südlichen Außenwand der Pfarrkirche ist der Grabstein des „Herrn Simon Antavon gewesener Reichshofmeister gestorben 24. 2. 1685” zu sehen. Nach 1700 lebten im Schloss nur noch Meierleute‚ so beispielsweise der Meier Franz Winkler, der am 8. März 1758 starb. Sein Vater war der schwarzenbergische Schreiber Mathias Josef Winkler in Unzmarkt. Des Franz Winklers Sohn Josef Winkler war ebenfalls Schlossmeier von Ranten und ehelichte am 19. November 1759 die Hubertochter Maria Angerer von Planitzen; er starb im Alter von 85 Jahren als Inwohner im Schloss am 31. Jänner 1807. Um 1787 war Georg Müller Schlossmeier, um 1800 der Schlossbauer Josef Brucker. Der Rantnerhof wurde im Jahr 1783 zerteilt und an verschiedene Besitzer kaufrechtlich überlassen, der dazugehörige nach Salzburg dienstbare Grieserhof samt der Ameisalm an Franz Mürzl vlg. Mainharter in Baierdorf eingeantwortet. Die Rantner Dominikalgründe wurden jedoch zumeist wieder zurückgelöst und in Pachtgründe umgewandelt. Im Jahr 1690 wurde das „Landgut Ranten” an die Fürsten Schwarzenberg auf Murau verkauft. Innerhalb der großen Herrschaft Murau, die sich aus den Untertanen mehrerer Herrschaften zusammensetzte, wurde 1709 eine Verwaltungsreform durchgeführt; im Zuge dieser Reform wurde das Amt Hinteregg des Landgutes Ranten der Herrschaft Frauenburg zur Verwaltung zugeteilt, wo es bis zur Grundentlastung von 1848 mit den Urbarnummern 1 bis 17 verblieb. Nachdem das Schloss nicht mehr als Herrschafts- oder Adelssitz benötigt wurde, ließ die schwarzenbergische Herrschaft Murau im Jahr 1751 auch die dortige Meierei auf und „zerstückte" die Meierschaftsgründe, indem sie diese als Dominikal—Kaufrechtsgründe gegen jährliche Zinsleistung an Bewohner von Ranten aufteilte, jedoch im Jahr 1825 wieder zurück löste.  Beispielsweise erhielt am 14. September 1765 Georg Pöllitzer von der Herrschaft Murau das Neidhardfeld aus der Rantner Meierei zu Kaufrecht verliehen. Am 13. Dezember 1756 bekam Leonhard Kreitl einen Kaufbrief der Herrschaft Murau über einen Teil des „Treuangers” aus der Meierei Ranten, der dann am 6. 8. 1785 an Urban Leitner zu Kaufrecht verliehen wurde. Im Jahr 1796 wurden das Schloss samt Stadl, Garten, Wasserleit und Holzrecht und die dazu gehörigen Meiereigrundstücke „emphyteutisch“ — als Kaufrechtsbesitzungen — verkauft, also als zinspflichtige Liegenschaften an Leute aus Ranten überlassen. Am 28. Jänner 1796 verkaufte die Herrschaft Murau dern Georg Mühlbacher das Schlossgebäude Hausnummer 8 samt Kuchlgarten, Stadel und Stallung sowie den Viehauftrieb von zwei Rindern in die herrschaftliche Schlossweide gegen Zins und das Weiderecht auf der Au für ein Pferd sowie den „Genuss” der Brunnleitung und das Holzrecht auf 20 Stämme auf der Gemeindeweide „zum Nutzungseigentum" für das bei der Versteigerung erzielte Meistbot von 252 Gulden und einer jährlichen Stift von 8 Gulden. Der kaufrechtliche Besitzer des alten Schlosses wurde auch als „Schlossbauer“ bezeichnet. Erst um 1861 wurde der Dachstuhl des Schlosses abgenommen, die Türen, Fensterstöcke, Parkettböden usf. nach Murau geschafft, das Steinmaterial der Ruine wurde zum Bau des Schulhauses auf dem Platz des früheren Schlossstadelgebäudes und zum Wiederaufbau des abgebrannten Hauses vlg. Stoana verwendet. Ein aus Stein gemeißelter doppelbogiger Renaissance-Fensterstock aus dem 16. Jahrhundert mit dem Wappen der Egartner ist im Wirtschaftsgebäude unterhalb des Schlosses Murau eingemauert. Die Schulgemeinden hatten das Angebot Schwarzenbergs, der ihnen das Schloss als Schulgebäude um 50 Gulden überlassen wollte, abgelehnt.

 

Renaissance-Doppelfensteraus dem einstigen Schloss Ranten aus der Zeit um 1600, eingemauert in einem Wirtschaftsgebäude westlich des Schlosses Murau.
(Foto: W. Brunner)

Besitzer:

Kloster Elsenbach: ab erster Hälfte des 12. Jahrhunderts bis ca. 1532

Die Perner auf Ranten: um 1500 bis 1560 (Amthof des Klosters Elsenbach)

Die Egartner auf Ranten: 1560 bis 1650 (erbauten das Schloss)

Die Schernberg auf Ranten: 1650 bis 1666

Johann Paris von Rechlingen als Herr von Ranten: 1666 - 1690

Schloss und Herrschaft im Besitz der Familie Schwarzenberg:  1690 - 1890

 

Quelle:

Gemeindechronik von Ranten (Dr. Walter Brunner)